Wie man Veränderungen nachhaltig gestalten kann
von Katharina Lipok
Auf allen Ebenen denken
Das Modell der Dilts-Pyramide
In den 1980er Jahren wurde von Robert Dilts, einem Mitbegründer des Neuro-Linguistischen Programmierens, das Modell der sogenannten „logischen Ebenen" entwickelt. Diese sind in Anlehnung an Gregory Batesons als logische Ebenen des Lernens formuliert. Das Modell stellt mehrere Ebenen dar: Die unterste Ebene der Pyramide beschreibt die Umwelt. Elemente dieser Ebene sind meist direkt sichtbar und beschreibbar. Mit den Fragen „wo?", „wann?“, „wer?“ kann man sich den gut beobachtbaren Elementen dieser Ebene nähern. Hierzu zählen im Unternehmenskontext u.a. Gebäude, Einrichtungen und Visualisierungen.
Die darüber liegende Ebene bildet das Verhalten ab. Sie beschreibt Aktionen und Handlungen, sowie Reaktionen, welche beobachtbar und sichtbar sind. Hier sind Fragen wie „welche Handlungen kann man beobachten?“ und „was sieht oder hört man?“ treffend. Ein typisches Beispiel für Handlungen im Alltag sind Rituale.
Die nächste Ebene ist die der Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten lassen sich beschreiben, sind allerdings häufig schon nicht mehr sichtbar. Sie lassen sich gut aus dem Verhalten schließen: „Welche Fähigkeiten und Kompetenzen brauche ich, um dieses Verhalten zu zeigen?“. Mit Schulungen und Trainings wirkt man sehr häufig auf diese Ebene ein.
Die sich anschließende Ebene der Werte und Glaubenssätze repräsentiert Dinge, die uns wichtig sind, und die stimmig mit unserem Verhalten sind. Sie lassen sich ergründen mit Fragen wie „was ist uns wichtig?“ oder „woran glauben wir?“. Leitbilder mit Werten einer Organisation spiegeln in der Regel diese Ebene wider.
Auf der Ebene der Identität geht es um das Selbst- und Fremdbild einer Person, eines Teams oder einer Organisation. Passende Fragen hierzu sind „wer sind wir?“ oder „wie nehmen andere uns wahr?“. Das Selbstverständnis eines Unternehmens ist auf diesem Level verortet.
Die letzte Ebene der Dilts-Pyramide bildet die Ebene Sinn und Ziel. Hier werden Fragen beantwortet „was ist das (große) Ziel, was ist unsere Absicht?“. Auf dieser Ebene finden sich vielfach der Purpose und die Vision eines Unternehmens.
„Agil handeln“ bedeutet nicht „agil sein“ - ein Beispiel aus der Praxis
Viele Unternehmen sind dabei mehr Agilität in ihren Alltag zu bringen: es werden Kanban-Boards installiert (Umwelt), Reviews und Dailys werden durchgeführt (Verhalten) und Mitarbeiter in agilen Methoden geschult (Fähigkeiten). Doch sind diese Unternehmen dann wirklich agil?
Für den nachhaltigen Erfolg ist es entscheidend, auch die anderen Ebenen der Dilts-Pyramide zu betrachten. Zumal Agilität im Unternehmenskontext fast immer mit Werten wie Flexibilität und Transparenz einhergeht. Hilfreiche Fragen sind: „was möchten wir als Unternehmen mit Agilität bewirken?“ „wozu dient Agilität?“ „was ist mit der Einführung anders als vorher?“ Die Beantwortung der Fragen kann je Unternehmen sehr unterschiedlich sein. Wichtig ist allerdings, die Ebenen der Werte, Glaubenssätze, der Identität und des Sinns auch zu betrachten und lösungs- und ergebnisoffen zu agieren. Fatal ist nämlich, wenn einzelne motivierte Mitarbeiter die Veränderung zunächst mitgehen, dann aber die Kultur sich nicht nachhaltig ändert. Dies führt zu einer sinkenden Motivation bei den Mitarbeiter*innen, und dies wäre dann „die nächste Sau, die durch das Dorf getrieben wird“.
Packen Sie es nachhaltig an!
Die Dilts-Pyramide liefert ein Modell, mit dem Veränderungen dargestellt und bearbeitet werden können. Sie ist vielseitig einsetzbar - für große Transformationen von ganzen Unternehmen und auch für kleinere Veränderungsprozesse bei Teams oder Individuen.
Viele Unternehmen beschränken sich bei Veränderungsprozessen auf den Ebenen der Umwelt, des Verhaltens und der Fähigkeiten. Änderungen auf diesen Ebenen sind leicht zu bewerkstelligen und für die Außenwelt häufig sichtbar. Allerdings wirken gerade Veränderungsprozesse auf anderen, meist nicht sichtbaren Ebenen nachhaltig. Stellen Sie also Fragen wie „wozu dient diese Veränderung?“, „wofür machen wir dies?“ oder „was ist uns dabei wichtig?“.
Starten Sie noch heute mit der Frage „was ist das Ziel unseres Veränderungsprozesses?“. Damit wird sich Ihre Arbeit mit Sicherheit langfristig auszahlen und zu mehr Zufriedenheit in Ihrem Unternehmen führen.
Ich wünsche Ihnen bei der Anwendung der Dilts-Pyramide im Rahmen Ihres nächsten Veränderungsprozess viel Freude und viele neue Erkenntnisse! Und wenn Sie wollen, begleiten wir Sie gerne auf dieser Reise.
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